Critical Massifesto
Die kritische Masse wächst weiter. Über 30 Städte (2019: über 300 Städte) haben ihre eigene, einzigartige Version der Critical Mass. Sie bietet ihren Teilnehmenden fühlbar mehr als nur eine Radtour.
In unserem Alltag fühlen sich die meisten von uns von den Menschen um uns herum abgeschnitten und isoliert. Wie viele von uns kennen unsere Nachbarn? Wie viele von uns haben schon länger als ein paar Jahre am gleichen Ort gelebt? Das moderne Leben im globalisierten Markt ist im Hinblick auf Waren und Dienstleistungen pervers üppig. Aber mit der tiefen Zerrüttung traditioneller Gemeinschaften und Kulturen, die eine notwendige Voraussetzung für die Expansion dieses Marktes war, haben wir viel von unserer Menschlichkeit verloren – jenem Teil von uns selbst, der seine Entfaltung in Gemeinschaften findet.
«Gemeinschaft» ist ein oft missbrauchtes Wort. Jeder benutzt es für alles. Es ist zu einer Art verbalem Talisman geworden, der über ein politisches, geschäftliches oder nachbarschaftliches Projekt geschwenkt wird und es damit als «gut» betitelt. Obwohl Gemeinschaft ein leerer Begriff ist und konzeptionell, zusammen mit den meisten Aspekten aufrichtiger menschlicher Beziehungen, vernachlässigt wurde, sehnen wir uns alle nach etwas wie ihr. Wir arbeiten heute mehr und härter um irgendwie klar zu kommen. Die kreativ Ambitionierten übernehmen immer mehr Projekte, um auf der Suche nach Ruhm und Reichtum Beiträge zum täglichen Leben und zur Kultur zu leisten. In diesem Rausch der Überarbeitung haben wir viele unserer organischen Verbindungen zueinander verloren. Wie viele Menschen können immer noch unangekündigt bei ihren Freunden vorbeikommen, ohne zu stören oder sie gar zu ärgern? Wie viele von uns haben eine tägliche oder wöchentliche Begegnung mit unseren Nachbarn und Freunden in einem anderen sozialen Umfeld als dem Supermarkt, dem Einkaufszentrum oder der Boutique? Warum verbringen wir so viel Zeit unseres Lebens damit, Dinge allein in einer Menge zu tun?
Die Critical Mass soll als Gegenmittel gegen die Aushölung des öffentlichen Raums, was unser Leben belastet, dienen. Wir wissen nicht mehr (wenn wir es jemals taten), warum wir den öffentlichen Raum brauchen, und wir wissen bestimmt nicht, was wir mit ihm anfangen sollen, wenn wir ihn haben. Und so fahren wir zusammen in der Critical Mass, beschwingt von dieser einzigartigen Euphorie, die entsteht, wenn wir den lauten, dreckigen Strom von Autos verdrängen und von interessanten und attraktiven Menschen umgeben sind. Wir tauschen Ideen aus und erfahren Neues in einer einfachen, «natürlichen» Gemeinschaft von Velofahrenden, die sich freiwillig in unserem monatlichen organisierten Zufall versammelt haben. Mit zunehmender Erfahrung und Vertrautheit beginnen wir, Ideen über die Möglichkeiten des Lebens zu entwickeln, die weitaus reicher und gemeinschaftlicher sind, als die atomaren, individualistischen Lösungen, welche uns sinnvoll erscheinen, wenn wir in unserem «normalen» spätkapitalistischen Leben gefangen sind.
Entscheidend für diesen Prozess ist die Geduld. Viele von uns, die schon seit längerem und regelmässig mitfahren, langweilen sich gelegentlich ein wenig oder fragen sich, ob wir nicht etwas tun könnten, um die Critical Mass auf eine neue Ebene von Aufmerksamkeit, Vergnügen und vielleicht sogar politischer Auseinandersetzung zu bringen. Aber wenn die Entwicklung von Gemeinschaftsvisionen ein ernsthaftes Ziel ist – und ich denke, das ist es für viele von uns – dann müssen wir ihr einfach Zeit geben. Denn selbst wenn einige von uns unglaublich überzeugende Ideen haben, wie viel besser das Leben sein könnte oder sein sollte; wie könnten solche Ideen von der Rede zum politischen Handeln übergehen, ohne sehr stabile Gemeinschaften, in denen sie sich entwickeln können, und von denen sie ausreichend Unterstützung erhalten? Wie könnte eine Bewegung, die auf guten Ideen und besseren Absichten basiert, gegen den brutalen Ansturm des Status quo ohne langfristige, gut entwickelte und vertrauenswürdige Gemeinschaften bestehen? Und wo sind diese Gemeinschaften?
Die Critical Mass ist ein guter Ort, an dem sich langsam neue Gemeinschaften bilden, auflösen und erneuern. Wir wissen nicht, wie sich der Prozess entwickeln wird, welche Beziehungen sich zwischen Radfahrern auf Critical-Mass-Fahrten hier oder anderswo entwickeln können, und was für grössere politische Forderungen wir noch nicht klar formuliert haben. In der Vergangenheit wuchs der politische Widerstand vor allem in Arbeitsstätten und in ethnischen Gemeinschaften. Diese alten Strukturen wurden weitgehend aufgegeben und die relative Macht, die in früheren Zeiten durch Gewerkschaften und verschiedene Regierungsprogramme erreicht wurde, wurde abgebaut, diese Gemeinschaften als solche aufgelöst.
Die Critical Mass stellt eine aufkeimende, alternative Übergangsbewegung dar, die von einem ökologischen Bewusstsein durchdrungen ist. Indem sie – bisher – spezifische Anforderungen oder Organisationsformen vermeidet, sammelt die Critical Mass immer noch Energie. Und diese Energie hat das Potenzial, viele Dinge zu beeinflussen, weit über simple Velowege, staatliche Verkehrsausgaben oder jede andere enge Forderung innerhalb des Status quo hinweg. Dieses Potenzial liegt in der Konsolidierung neuer, dauerhafter Gemeinschaften; eine Aufgabe, die sowohl innerhalb wie auch ausserhalb der kritischen Masse erfüllt werden muss. Und hier spielt auch das Velo eine Rolle.
Das Velofahren in der Stadt fördert auch neben der Critical Mass die persönliche Begegnung mit unseren Mitmenschen. Während du durch die Strassen fährst, siehst du Freunde und hältst an. Gespräche folgen, Vertrautheit wächst, Neuigkeiten und Informationen werden ausgetauscht, und an der dominierenden gesellschaftlichen Erklärung der Realität wird gerüttelt. Dies sind Begegnungen, die schlichtweg nicht stattfinden, wenn du in einem Auto unterwegs bist, nach einem Parktplatz suchst, in der Blechkiste eingehüllt bleibst, abgeschnitten von den vielleicht vertrauten Gesichtern auf deinem Weg. Durch die Ausbreitung der direkten, persönlichen Kommunikation wird das univokale, selbstbezogene Spektakel teilweise und vorübergehend kurzgeschlossen. Insofern ist das Velo ein anti-spektakuläres Gerät.
Velofahren wird von einigen als der entscheidende Schritt angesehen, den jeder von uns unternehmen muss, um den Würgegriff grosser zentralisierter, kapitalintensiver Verkehrssysteme zu durchbrechen. Das Argument, das jenem für alternative Energieträger vor einigen Jahrzehnten ähnelt, lautet, dass wir durch den einfachen Akt der Verringerung der individuellen Abhängigkeit von Automobilen unsere Autonomie erweitern und dazu beitragen, die Macht zentralisierter Hierarchien und damit den Kapitalismus selbst zu überwinden. In dieser Hinsicht steht die Fahrradförderung fest in der Tradition des westlichen Wunschdenkens nach einer technologischen Lösung komplexer Probleme der menschlichen Gesellschaft und der historischen Entwicklung.
Obwohl das Velo für viele Transportbedürfnisse die bessere Wahl ist, ist es keine universelle Lösung, auch nicht in Kombination mit einem guten Bahn- und Bussystem. Das Elektroauto kommt. Der Eifer der Fahrradliebhabenden wird den privaten Motorfahrzeugverkehr nicht zur Sünde machen, egal wie intensiv die moralische Missbilligung von Autos auch sein mag. Eine bessere Strategie dürfte sein, den Veloverkehr zu einer so angenehmen Alternative zu machen, dass die Menschen es vorziehen würden, Velo zu fahren, anstatt in einem Auto zu sitzen, unabhängig von den ökologischen Vorzügen.
Soll der Radverkehr wirklich von einer grossen Anzahl von Menschen angenommen werden, muss natürlich die Frage der Geschwindigkeit geklärt werden. Wenn du mehr als 10 Kilometer zur Arbeit und zurück pendeln musst, kann das Velo 50% langsamer sein als das Automobil – ein Zeitverlust, der bei einem vollen Terminkalender schwierig hinzunehmen wäre. Deshalb muss eine Pro-Velo-Strategie sich umfassend damit beschäftigen, wie eine Gesellschaft organisiert ist, einschliesslich der zunehmend überflüssigen Festlegung getakteter Zeiten bei der Lohnarbeit. Starre Zeitpläne sollen reduziert, Flexibilität und ein entspanntes Tempo im Allgemeinen gefördert werden. Noch grundlegender muss der Arbeit-Geld-Zusammenhang aufgebrochen werden. Ist es nach all diesen Jahren der Automatisierung und der gesteigerten Produktivität nicht langsam Zeit, dass wir alle damit beginnen, die Früchte unseres historischen «Fortschritts» zu teilen, dass wir damit beginnen, weniger zu arbeiten, besser zu leben, und einen fairen Anteil am Wohlstand zu haben, den diese komplexe Gesellschaft produziert?
Dies sind nur einige der grösseren Fragen, die unterhalb der idyllischen monatlichen Velotour lauern, die wir Critical Mass nennen. Der Spass steht noch immer an erster Stelle, denn ohne einen angenehmen Versammlungsort werden sich keine Gemeinschaften bilden. Ernsthaftere Initiativen werden weiterhin im relativen Vakuum stehen und so schnell verschwinden, wie sie aufkommen. Wenn du also jemanden siehst, der versucht, die kritische Masse in einen konfrontativen und engen Rahmen zu ziehen, dann lasse ihn wissen, dass er deinen Raum verletzt. Deine Meinung über eine Critical Mass zu äussern ist einfach, macht Spass – und ist deine Pflicht!
In unserem Alltag fühlen sich die meisten von uns von den Menschen um uns herum abgeschnitten und isoliert. Wie viele von uns kennen unsere Nachbarn? Wie viele von uns haben schon länger als ein paar Jahre am gleichen Ort gelebt? Das moderne Leben im globalisierten Markt ist im Hinblick auf Waren und Dienstleistungen pervers üppig. Aber mit der tiefen Zerrüttung traditioneller Gemeinschaften und Kulturen, die eine notwendige Voraussetzung für die Expansion dieses Marktes war, haben wir viel von unserer Menschlichkeit verloren – jenem Teil von uns selbst, der seine Entfaltung in Gemeinschaften findet.
«Gemeinschaft» ist ein oft missbrauchtes Wort. Jeder benutzt es für alles. Es ist zu einer Art verbalem Talisman geworden, der über ein politisches, geschäftliches oder nachbarschaftliches Projekt geschwenkt wird und es damit als «gut» betitelt. Obwohl Gemeinschaft ein leerer Begriff ist und konzeptionell, zusammen mit den meisten Aspekten aufrichtiger menschlicher Beziehungen, vernachlässigt wurde, sehnen wir uns alle nach etwas wie ihr. Wir arbeiten heute mehr und härter um irgendwie klar zu kommen. Die kreativ Ambitionierten übernehmen immer mehr Projekte, um auf der Suche nach Ruhm und Reichtum Beiträge zum täglichen Leben und zur Kultur zu leisten. In diesem Rausch der Überarbeitung haben wir viele unserer organischen Verbindungen zueinander verloren. Wie viele Menschen können immer noch unangekündigt bei ihren Freunden vorbeikommen, ohne zu stören oder sie gar zu ärgern? Wie viele von uns haben eine tägliche oder wöchentliche Begegnung mit unseren Nachbarn und Freunden in einem anderen sozialen Umfeld als dem Supermarkt, dem Einkaufszentrum oder der Boutique? Warum verbringen wir so viel Zeit unseres Lebens damit, Dinge allein in einer Menge zu tun?
Die Critical Mass soll als Gegenmittel gegen die Aushölung des öffentlichen Raums, was unser Leben belastet, dienen. Wir wissen nicht mehr (wenn wir es jemals taten), warum wir den öffentlichen Raum brauchen, und wir wissen bestimmt nicht, was wir mit ihm anfangen sollen, wenn wir ihn haben. Und so fahren wir zusammen in der Critical Mass, beschwingt von dieser einzigartigen Euphorie, die entsteht, wenn wir den lauten, dreckigen Strom von Autos verdrängen und von interessanten und attraktiven Menschen umgeben sind. Wir tauschen Ideen aus und erfahren Neues in einer einfachen, «natürlichen» Gemeinschaft von Velofahrenden, die sich freiwillig in unserem monatlichen organisierten Zufall versammelt haben. Mit zunehmender Erfahrung und Vertrautheit beginnen wir, Ideen über die Möglichkeiten des Lebens zu entwickeln, die weitaus reicher und gemeinschaftlicher sind, als die atomaren, individualistischen Lösungen, welche uns sinnvoll erscheinen, wenn wir in unserem «normalen» spätkapitalistischen Leben gefangen sind.
Entscheidend für diesen Prozess ist die Geduld. Viele von uns, die schon seit längerem und regelmässig mitfahren, langweilen sich gelegentlich ein wenig oder fragen sich, ob wir nicht etwas tun könnten, um die Critical Mass auf eine neue Ebene von Aufmerksamkeit, Vergnügen und vielleicht sogar politischer Auseinandersetzung zu bringen. Aber wenn die Entwicklung von Gemeinschaftsvisionen ein ernsthaftes Ziel ist – und ich denke, das ist es für viele von uns – dann müssen wir ihr einfach Zeit geben. Denn selbst wenn einige von uns unglaublich überzeugende Ideen haben, wie viel besser das Leben sein könnte oder sein sollte; wie könnten solche Ideen von der Rede zum politischen Handeln übergehen, ohne sehr stabile Gemeinschaften, in denen sie sich entwickeln können, und von denen sie ausreichend Unterstützung erhalten? Wie könnte eine Bewegung, die auf guten Ideen und besseren Absichten basiert, gegen den brutalen Ansturm des Status quo ohne langfristige, gut entwickelte und vertrauenswürdige Gemeinschaften bestehen? Und wo sind diese Gemeinschaften?
Die Critical Mass ist ein guter Ort, an dem sich langsam neue Gemeinschaften bilden, auflösen und erneuern. Wir wissen nicht, wie sich der Prozess entwickeln wird, welche Beziehungen sich zwischen Radfahrern auf Critical-Mass-Fahrten hier oder anderswo entwickeln können, und was für grössere politische Forderungen wir noch nicht klar formuliert haben. In der Vergangenheit wuchs der politische Widerstand vor allem in Arbeitsstätten und in ethnischen Gemeinschaften. Diese alten Strukturen wurden weitgehend aufgegeben und die relative Macht, die in früheren Zeiten durch Gewerkschaften und verschiedene Regierungsprogramme erreicht wurde, wurde abgebaut, diese Gemeinschaften als solche aufgelöst.
Die Critical Mass stellt eine aufkeimende, alternative Übergangsbewegung dar, die von einem ökologischen Bewusstsein durchdrungen ist. Indem sie – bisher – spezifische Anforderungen oder Organisationsformen vermeidet, sammelt die Critical Mass immer noch Energie. Und diese Energie hat das Potenzial, viele Dinge zu beeinflussen, weit über simple Velowege, staatliche Verkehrsausgaben oder jede andere enge Forderung innerhalb des Status quo hinweg. Dieses Potenzial liegt in der Konsolidierung neuer, dauerhafter Gemeinschaften; eine Aufgabe, die sowohl innerhalb wie auch ausserhalb der kritischen Masse erfüllt werden muss. Und hier spielt auch das Velo eine Rolle.
Das Velofahren in der Stadt fördert auch neben der Critical Mass die persönliche Begegnung mit unseren Mitmenschen. Während du durch die Strassen fährst, siehst du Freunde und hältst an. Gespräche folgen, Vertrautheit wächst, Neuigkeiten und Informationen werden ausgetauscht, und an der dominierenden gesellschaftlichen Erklärung der Realität wird gerüttelt. Dies sind Begegnungen, die schlichtweg nicht stattfinden, wenn du in einem Auto unterwegs bist, nach einem Parktplatz suchst, in der Blechkiste eingehüllt bleibst, abgeschnitten von den vielleicht vertrauten Gesichtern auf deinem Weg. Durch die Ausbreitung der direkten, persönlichen Kommunikation wird das univokale, selbstbezogene Spektakel teilweise und vorübergehend kurzgeschlossen. Insofern ist das Velo ein anti-spektakuläres Gerät.
Velofahren wird von einigen als der entscheidende Schritt angesehen, den jeder von uns unternehmen muss, um den Würgegriff grosser zentralisierter, kapitalintensiver Verkehrssysteme zu durchbrechen. Das Argument, das jenem für alternative Energieträger vor einigen Jahrzehnten ähnelt, lautet, dass wir durch den einfachen Akt der Verringerung der individuellen Abhängigkeit von Automobilen unsere Autonomie erweitern und dazu beitragen, die Macht zentralisierter Hierarchien und damit den Kapitalismus selbst zu überwinden. In dieser Hinsicht steht die Fahrradförderung fest in der Tradition des westlichen Wunschdenkens nach einer technologischen Lösung komplexer Probleme der menschlichen Gesellschaft und der historischen Entwicklung.
Obwohl das Velo für viele Transportbedürfnisse die bessere Wahl ist, ist es keine universelle Lösung, auch nicht in Kombination mit einem guten Bahn- und Bussystem. Das Elektroauto kommt. Der Eifer der Fahrradliebhabenden wird den privaten Motorfahrzeugverkehr nicht zur Sünde machen, egal wie intensiv die moralische Missbilligung von Autos auch sein mag. Eine bessere Strategie dürfte sein, den Veloverkehr zu einer so angenehmen Alternative zu machen, dass die Menschen es vorziehen würden, Velo zu fahren, anstatt in einem Auto zu sitzen, unabhängig von den ökologischen Vorzügen.
Soll der Radverkehr wirklich von einer grossen Anzahl von Menschen angenommen werden, muss natürlich die Frage der Geschwindigkeit geklärt werden. Wenn du mehr als 10 Kilometer zur Arbeit und zurück pendeln musst, kann das Velo 50% langsamer sein als das Automobil – ein Zeitverlust, der bei einem vollen Terminkalender schwierig hinzunehmen wäre. Deshalb muss eine Pro-Velo-Strategie sich umfassend damit beschäftigen, wie eine Gesellschaft organisiert ist, einschliesslich der zunehmend überflüssigen Festlegung getakteter Zeiten bei der Lohnarbeit. Starre Zeitpläne sollen reduziert, Flexibilität und ein entspanntes Tempo im Allgemeinen gefördert werden. Noch grundlegender muss der Arbeit-Geld-Zusammenhang aufgebrochen werden. Ist es nach all diesen Jahren der Automatisierung und der gesteigerten Produktivität nicht langsam Zeit, dass wir alle damit beginnen, die Früchte unseres historischen «Fortschritts» zu teilen, dass wir damit beginnen, weniger zu arbeiten, besser zu leben, und einen fairen Anteil am Wohlstand zu haben, den diese komplexe Gesellschaft produziert?
Dies sind nur einige der grösseren Fragen, die unterhalb der idyllischen monatlichen Velotour lauern, die wir Critical Mass nennen. Der Spass steht noch immer an erster Stelle, denn ohne einen angenehmen Versammlungsort werden sich keine Gemeinschaften bilden. Ernsthaftere Initiativen werden weiterhin im relativen Vakuum stehen und so schnell verschwinden, wie sie aufkommen. Wenn du also jemanden siehst, der versucht, die kritische Masse in einen konfrontativen und engen Rahmen zu ziehen, dann lasse ihn wissen, dass er deinen Raum verletzt. Deine Meinung über eine Critical Mass zu äussern ist einfach, macht Spass – und ist deine Pflicht!