Was muss man über dich wissen? (Lass deiner Phantasie freien Lauf! ☺ ) Ich heisse Daryna Ariamnova, bin User Experience Designerin und komme aus der Ukraine. Ich bin seit 9 Jahren in der Schweiz und seit August letztes Jahres in Zürich. Ich habe (noch) kein Führerschein - eigentlich die perfekte Vorbedingung, um Velo zu fahren. In der Ukraine fahren in den Grossstädten nur wenige Menschen Velo, weil die Autofahrer sehr wenig Rücksicht nehmen und die Strassen mehrere Monate sowieso mit Schnee und Eis bedeckt sind. Deshalb habe ich gelernt, Velo zu fahren als ich mit 19 nach Deutschland zum Studieren kam. Ich bin bis jetzt der Person dankbar, die mir Velofahren beigebracht hat. In der Ukraine entwickelt sich die Velokultur in der letzten Zeit ziemlich schnell. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Besuch in der Ukraine an der CM in Kyjiw mitfahren kann. In der freien Zeit tanze ich Ballett, Blues und LindyHop, probiere neue vegetarische Gerichte aus und schreibe Geschichten über das Stadtleben als Migrantin. Ich übersetze ehrenamtlich für das Medienprojekt Ukrainer , das quer durch die Ukraine reist und Videos und Artikel über spezielle Menschen und Orte in produziert. Ich übersetze die Artikel auf Deutsch und Englisch. Mit der ukrainischen Gemeinde in Zürich organisieren wir das Morgenrot Fest , wo wir zeitgenössische ukrainische Filme zeigen. Was ist das Spezielle an deinem Velo? Ich habe es auf Facebook Marketplace gekauft. Wegen meiner Grösse war es nicht so einfach, ein passendes Velo zu finden. Der Verkäufer hat gemeint, dass das Velo zu klein für seine Frau ist. Für mich war das aber perfekt. Das minimalistische Design und die Robustheit hat mich angesprochen. Ein Kollege hat mir geholfen, das Dynamo zu reparieren und jetzt ist der ganze Rahmen speziell verkabelt :-) Ich schaue in der letzten Zeit auch viele Reparier-Videos an, so dass ich nach einem kleinen Unfall das Velo selber reparieren konnte. Wie oft fährst du Velo? Seit etwa einem Monat fahre ich täglich zur Arbeit und in der Freizeit. Ich habe mich eigentlich in den Verkehr getraut erst seitdem ich bei CM mitfahre. Früher war ich nicht so mutig wegen zu viel Verkehr und engen Strassen. Aber seitdem ich mitfahre, bin ich viel sicherer geworden und fahre eigentlich überall hin. Auf dem Velo bekommt man eine ganz andere Perspektive auf die Stadt und interagiert mit dem Umfeld ganz anders als Fussgänger und ist meistens schneller. Ich habe früher mehrmals PubliBike ausgeliehen, für die mein Kollege eine API-Anbindung gemacht hat. Ich wurde dabei schon mehrmals angesprochen und musste erklären wie PubliBike funktioniert und was man dafür machen muss. Schon cool, das als „Neu-Zürcherin“ den Leuten von hier etwas über PubliBike erzählen konnte. Meine interessanteste Veloerfahrung war eigentlich auf dem Klimastreik, wo ich mit dem Velo mitgekommen bin. Eine ältere Frau hat mich gebeten, die Tasche mit ihrem Hund zu transportieren, da es schwer für sie war. Es war schon ganz besonders, einen Hund im “Kofferraum” zu transportieren. Am liebsten fahre ich aber spät in der Nacht, wenn es kein Verkehr und keine Menschen gibt. Was würdest du in der Stadt Zürich für die Velos ändern?
Eigentlich wäre ich eine perfekte Testperson für die Usability Tests der Veloinfrastruktur. Wenn man erst anfängt, Velo zu fahren, kann es mega anstrengend sein. Also, dass die Velowegen mitten in der Strasse plötzlich verschwinden, wenn man sie am meisten braucht und dann auch plötzlich erscheinen, dass man sich umordnen muss, ist schon etwas komisch. An den Kreuzungen bin ich mir auch manchmal unsicher beim Abbiegen. Ich würde mir auch mehr Free-Floating Velos wünschen, so dass man die Fahrten mit der ÖV kombinieren kann und nicht immer nach PubliBike Stationen suchen muss. Eine autofreie Altstadt wäre schon auch cool, weil es sowieso wenig Platz gibt und man es besser nutzen könnte und die historischen Gebäuden vor den Abgasen so schützen könnte. Und eine Karte mit Velowegen/Regeln und Infos zu PubliBike und anderen Angeboten für jeden neu registrierten Bürger im Kreisbüro, so dass die Menschen, die neu in der Stadt sind (z.B. Ausländer) auch auf Velo umsteigen können. Oh je, jetzt habe ich mir viel zu viel gewünscht, dafür dass ich erst seit kurzem Velo fahre;-) Seit wann fährst du an der CM mit? Seit November letztes Jahres. Wie hast du davon erfahren? Ich habe es von einem Bekannten zufällig gehört. Fährst du regelmässig mit? Ja ich bin fast jedes Mal dabei. Warum fährst du mit? Weil es mega viel Spass macht. Die Stimmung und die Atmosphäre sind einfach cool. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit und nehmen Rücksicht aufeinander. Es ist auch toll, sich für eine gemeinsame Sache zu engagieren und gemeinsame Forderungen zu äussern. So eine Art Komplizenschaft-Gedanke. Es sind so viele tolle Menschen dabei, so dass ich mich jedes Mal auf die Begegnungen freue. Was findest du besonders cool an der CM? Das Beisammensein nach der Fahrt und die leckere Suppe. Es ist immer eine tolle Stimmung dabei und man tauscht sich aus. Was könnte man ändern an der CM? Man könnte sich mehr mit anderen Initiativen vernetzen und mehr Partnerorganisationen gewinnen. Ich finde es gibt sehr viel Potenzial, wo man die Synergien sehr gut nutzen könnte. Was für Themen würdest du dir für zukünftige CMs wünschen? Man könnte unsere Fahrten künstlerisch in die Szene setzen. So könnte man die Aufmerksamkeit der Passanten besser nutzen, um auf wichtige Themen wie Foodwaste, übermässiges Konsum und Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen. Bunte Plakate an den Rucksäcken und Körben oder Fahnen mit den Motiven zu diesen Themen wären sehr praktisch. Wir könnten auch gemeinsam Lieder während dem Fahren singen oder eine Lichtinstallation an Velos und an Fahrer gestalten, so dass für die Passanten ein mobiles Bild entsteht. Oder nach der Fahrt mal ein Kino schauen mit dem selbst erzeugten Strom wäre auch mal cool. :-)
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